SEXUALITAET
In der Fachliteratur
wird immer wieder von der "polymorph-perversen Sexualitaet" als
typisch fuer Borderliner angefuehrt
zum Beispiel bei Rohde - Dachser(1979,1989)
Abzugrenzen sind die sogenannten Perversionen ( besser:Deviationen), die sich
dadurch auszeichnen, dass der Mensch stets die-
selben Abweichungen in seinem sexuellen Verhalten zeigt.
Er ist zum Beispiel entweder phaedophil oder massochistisch, aber in der Regel
nicht alles gleichzeitig.
Und deutlich darauf hingewiesen muss zudem darauf, daß auch die Umstaende,
unter denen abweichende Sexualpraktiken durchgefuehrt werden,
wichtig sind dafuer, ob es sich um eine Abweichung, oder eine Spielart im
Rahmen eines normalen Sexualverhaltens handelt.
Bei einer Abweichung im eigentlichen Sinne ist eine echte Befriedigung ueber
"normale" Praktiken kaum erreichbar.
Eine Deviation ( Perversion) stellt stets ein Verhalten dar, daß unbewusst
gewaehlt wird : Ein zugrunde liegender
Konflikt fuehrt dazu, daß unbewusste Aengste in Bezug auf Sexualitaet
und Partnerschaft umgangen werden;
beispielsweise ist Lust bei sexuellem Verkehr mit Sexpuppen darin begruendet,
daß echte Naehe zu einem Menschen, also
einem eigenstaendigen und lebendigen Wesen, Angst macht und folglich vermieden
werden muss.
Bei Menschen mit einer Borderline Stoerung sind die inneren Aengste staendigen
Schwankungen unterworfen,
eine Konstanz in Verhalten entsteht deshalb nicht.
Dies kann ebenfalls die Sexualitaet betreffen. Als Folge davon werden dann
unterschiedliche, sich auch psychodynamisch widersprechende
sexuelle praktiken vollzoge - je nach innerer und aeusserer Situation zwar
zur Entlastung innerer Spannung, aber ohne die Moeglichkeit einer
reifen Befriedigung im Sinne einer auf tragfaehigkeit ausgerichteten Beziehungsaufnahme
und - gestaltung.
Deshalb ist statt Polymorph- perverser Sexualitaet der Begriff anhedonistisch
- multivariante Sexualitaet (Dulz 1993) vorzuziehen.
Es ist zu vermuten das enge Zusammenhaenge zwischen Sexualverhalten und sexuellem Mißbrauch bestehen.
Frau
H. ( 30 ), eine sehr attraktive und lebhafte Frau, berichtetedass sie
Orgasmen problemlos erlebe und zar unabhaengig davon, wer der oder die
partnerin seien und welche Praktiken ausgeuebt wurden. Sie koenne mit
jedem Menschen schlafen und dabei einen Hoehepunkt erleben. Sexualitaet
sei ihr Mechanismus, um innere Ruhe zu erreichen;; der Weg dahin sei
nachrangig: Man habe ihr schon oft gesagt, sie bewege sich beim beischlaf
wie eine Maschine, sei aber zu langsamen Bewegungen nicht imstande,
denn diese machten ihr Angst. |
Hier wird
deutlich, daß die Wurzel fuer das sexuelle Verhalten darin begruendet
ist, daß der Vater Frau H. seelisch mißbraucht hat,
daß sie ihren persoenlichen "Wert" aufgrund der Durchfuehrung
sexueller Handlungen ( Tanzen in Kneipen ), erfuhr.
Die sexuellen Praktiken beruehren nahezu alle bereiche der Deviationen.
Eine eigene Orientierung ist nicht entstanden, die Art der Praktik war fast
aussschliesslich von ausseren Gegebenheiten
( z.B. den Wuenschen von Maennern )abhaengig.
Auch schildert Frau H., daß Sexualitaetgewissermassen zur vermeidung
seelischer Intimitaet eingesetzt wurde,
wodurch innere Spannung und Angst reduziert werden konnten. Das Lustvolle
bestand im Grunde darin, Unlust zu umgehen.
Letztlich litt Frau H. darunter, trotz der unzaehligen Kontakte ueber Jahre
keine wirkliche Beziehung aufbauen zu koennen.
Die daraus resoltierende Isolation fuehrt zu erneuter Unruhe , was erneute
sexuelle Aktivitaeten zur Folge hatte.
So entstand ein Circulus vitiosus